Gespräch mit Sr. Jiřina

Papst Franziskus fordert uns bei verschiedenen Gelegenheiten dazu auf, zu unserem persönlichen „Galiläa“ zurückzukehren, d.h. zu den wichtigen Augenblicken, wo wir die Nähe Gottes und Sein Wirken in unserem Leben erfahren haben. Das kann uns ermutigen und unsere Dankbarkeit Gott gegenüber beleben. Eine schöne Gelegenheit zu einer solchen „Rückkehr nach Galiläa“ ist für uns das Jubiläum 25 Jahre seit dem Eintritt und 15 Jahre ewige Gelübde unserer Sr. Jiřina, der wir ein paar Fragen gestellt haben:

Schwester Jiřina, kannst du uns ein wenig erzählen, aus welcher Familie du kommst?
Zusammen mit meiner Schwester bin ich in einer praktizierenden katholischen Familie aufgewachsen, in einem Dorf in Mähren. Die Eltern und Großeltern bemühten sich, uns das Geschenk des Glaubens weiterzugeben und gaben uns außerdem ein gutes Beispiel mit ihrem eigenen Leben. Auch in der Zeit der Totalität blieben sie Gott treu, was sich u.a. dadurch zeigte, dass sie uns beide für den Religionsunterricht anmeldeten. Dafür bin ich den Eltern sehr dankbar.

Was hat Deine weitere Ausrichtung beeinflusst?
Besonders die Jugendtreffen prägten meine Beziehung zu Gott und den anderen Menschen. Nach dem Fall der Totalität konnten wir uns treffen und uns über unseren Glauben austauschen, uns gegenseitig Mut machen. Dort habe ich unter den Jugendlichen und Priestern viele gute Freunde gefunden, aber ganz selbstverständlich habe ich auch die Schönheit und den Reichtum der Kirche durch Begegnungen mit den Bischöfen kennengelernt. Die Begegnungen mit denen, die der Herr berufen hat und die ihm nachfolgten, zogen mich irgendwie an. Ich war begeistert von ihnen, ließ aber nicht zu, dass ich auch zu ihnen gehören könnte.

Wann hast du begonnen über den Weg eines geweihten Lebens nachzudenken?
Der erste Gedanke an das Ordensleben kam 1994 bei einem Treffen in den Ferien mit den Franziskanerinnen in Opava, da war ich 17. Zu Pfingsten 1996 wurde ich gefirmt. In dieser Zeit arbeitete ich schon als Wäscherin. Mit der Zeit begann ich Gott mehr persönlich wahrzunehmen, als jemanden, dem an mir liegt und der mit mir seinen Plan hat, den ich mich sehnte zu entdecken und zu verwirklichen.

Warum hast du dich gerade für unsere Gemeinschaft entschieden?
Unsere Schwestern lernte ich am Palmsonntag 1996 bei einem Diözesanjugendtreffen kennen. Eine Hilfe waren mir dann Exerzitien zum Erkennen der Berufung, und besonders die Kontakte mit den Schwestern, als ich ihren Lebensstil kennenlernte, der mich anzog. Die Schwestern beteten für mich und widmeten mir selbstlos ihre Zeit. Besonders sprach mich ihre Freude und aufrichtige Liebe zu Gott an. Echtes Ordensleben mitten in der Welt.
So gab Gott mir Antwort auf meine Sehnsucht, seine Absicht mit meinem Leben zu erkennen: warum und wozu er mich erschaffen hat. Und wer wünscht sich mehr, dass ich glücklich bin, als ER? Gott zog mich durch seine Liebe an und lud mich zu seiner Nachfolge in der Gemeinschaft der Schwestern Jesu, wo ich am 29. 8. 1998 eintrat.

Wie haben deine Eltern auf deine Entscheidung reagiert?
Für die Eltern war das nicht einfach, obwohl wir zuhause gemeinsam für neue geistliche Berufungen gebetet haben. Meine Entscheidung jedoch haben sie akzeptiert und sie unterstützen mich darin bis heute. Öfters fuhr ich am Wochenende zu meinen zukünftigen Mitschwestern und Mama dachte vielleicht, ich finde unterwegs einen Lebenspartner. Als ich ihr aber meine Absicht in eine Ordensgemeinschaft einzutreten mitteilte, sagte sie, sie habe das geahnt.

War dir die ignatianische Spiritualität nahe oder hast du erst eine Beziehung dazu gesucht?
Die Spiritualität des hl. Ignatius von Loyola wurde mir geschenkt. Früher wusste ich von ihr beinahe nichts. Als ich später das Datum meiner Taufe suchte, stellte ich mit Freude fest, dass es der 31. 7. war, also am Hochfest des hl. Ignatius. Und weil es bei Gott keine Zufälle gibt, sehe ich darin einen weiteren Ausdruck seiner Liebe. Er dachte damals schon an mich. Ich hatte darauf überhaupt keinen Einfluss, ähnlich wie auf die Umstände meiner Geburt, als ich aufgrund menschlicher Fehler zu ersticken begann. Der Herr wollte mich jedoch hier haben, er hatte mit mir seinen Plan, daher wurde ich frisch und gesund geboren. Sicher werde ich mein Leben lang in die ignatianische Spiritualität hineinreifen, aber ich entdecke Schritt für Schritt, dass der Herr mir einige ihrer Züge in die Wiege gelegt hat und will, dass ich sie entfalte und mich in ihnen übe, die anderen soll ich mir erbitten.

Was ist dir wichtig, was macht dir Freude?
Ich habe Gott – der Liebe – geglaubt, dem ich am Herzen liege, so wie jeder Mensch. Ich darf in einer vertrauten Beziehung mit Jesus leben und von ihm lernen. Wichtig ist für mich das Wachstum in dieser Beziehung, aber auch Gemeinschaft mit anderen Menschen zu erleben.
Schon längere Zeit arbeite ich im Pflegedienst in einem Altersheim. Diese Arbeit habe ich gerne. Ich lerne, in den anderen Gott zu begegnen und ihm in ihnen zu dienen. Freude habe ich auch am gemeinsamen Leben mit den Schwestern. Obwohl es nicht immer einfach sein muss, ist es für mich ein großes Geschenk. Wir sind einander Hilfe auf dem Weg, wir folgen gemeinsam demselben Ziel. Um mich zu erholen, gehe ich gerne in die Natur.

Was würdest du jemandem raten, der seinen Weg sucht und auch an den Weg eines geweihten Lebens denkt?
Wenn er in seinem Herzen das Rufen des Herrn hört, dass er ihm mit Vertrauen folgt. Es gibt nämlich auf dieser Welt nichts Größeres und Schöneres als sein Leben Gott zu geben, der uns niemals enttäuscht. Er allein kann alle Sehnsüchte des Herzens erfüllen, die er hineingelegt hat. Das geht nicht ohne Mühe, aber es zahlt sich aus.

 

 

„Die Wenigsten erkennen, was Gott ihnen tun würde, wenn sie sich ihm ganz überließen.“
(Hl. Ignatius von Loyola)