Ewige Gelübde in dreifacher Ausführung
Für die Schwestern Jiřina Čípková, Anna Bartoňová und Lucie Hofírková erfüllte sich die Zeit und so konnten sie nach Jahren der Formation und der Vorbereitung am Samstag, 27. 5. 2023 ihr ewiges „Ja“ zu Gott und zur Gemeinschaft der Schwestern Jesu aussprechen.
P. Pavel Ambros SJ zelebrierte am Nachmittag in der Kirche Maria Schnee in Olomouc die hl. Messe. Es ist eine allgemein bekannte Wahrheit, dass bei jeder hl. Messe Gott mit seinen Engeln und der ganzen kämpfenden, leidenden sowie siegreichen Kirche anwesend ist. Diese Tatsache wurde durch die Anwesenheit von fast allen Schwestern SSJ unterstrichen, ebenso durch die barocke und zeitgenössische Darstellung von Heiligen und Seligen, die nicht so sehr von den Bildern und Statuen auf uns blickten, sondern vor allem aus den himmlischen Höhen.
Diesen Gedanken skizzierte auch P. Ambros SJ gleich zu Beginn der Predigt: „Wir stehen nicht nur ‚vor Gott, unserem Herrn, vor seinen Engeln und Heiligen‘ (EB 232). Wir sehen gleichzeitig, wie die drei göttlichen Personen auf diesen Ort blicken, auf diesen Tempel, den lebendigen Tempel. Die Dreifaltigkeit will der Gott unter uns sein, er will Mensch werden durch das niemals endende Wirken des Geistes, der sich unserer Menschheit annimmt. So sendet er auch uns seinen Engel (vgl. EB 102) wie zur Jungfrau Maria. Haben wir denn heute nicht diese Verheißung gehört? Die Offenbarung spricht von Gott, der ‚seinen Engel gesandt hat um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss‘ (Offb 22,6).“
Nach der Ansprache konnte der ganze anwesende himmlische sowie der irdische Chor Zeuge des dreimal ausgesprochenen Gelübdes der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams werden. Die Gelübde, durch die der Mensch sich selber abstirbt. „Unsere Gelübde sind Wunden, in denen die menschliche Natur des alten Menschen in den Geburtsschmerzen des neuen Lebens, das zur Welt kommt, stirbt. Das gottgeweihte Leben ist der Gipfel des Lebens, das auf der Auferstehung gründet. Das himmlische Leben können wir auf dieser Erde nicht sehen, aber wir können es an seinen Zeichen sehen. (…) Was entdeckte der Apostel Paulus in seinen Wunden? Dass in diesen Wunden Christus so lebt, dass Christus diese Wunden ebenso verspürt wie derjenige, der sie in sich trägt. So manifestiert sich die Gegenwart Christi im Schmerz. Seine Wunden sind ständig lebendig, weil sie auf den Sinn der Schmerzen Christi am Kreuz hinweisen.“ (Aus der Ansprache von P. Ambros SJ)
Nach der heiligen Messe trafen wir uns bei einer Agape in einer Pension der Franziskanerinnen Maria Immaculata, wo noch die Freude und Dankbarkeit für die Gnade der Berufung ausklingen konnten.
Aus einem Gespräch mit den Schwestern nach den ewigen Gelübden
Schwester Jiřina, Anna und Lucie, wie nehmt ihr die Gelübde wahr, die ihr heute ausgesprochen habt? Was bedeuten sie für euch?
Sr. Jiřina: „Für den Tag meiner (unserer) ewigen Gelübde finde ich keine anderen Worte als Worte der Dankbarkeit, denn er war voller verschiedenster Aufmerksamkeiten von den Schwestern und von Gott persönlich… Ihm zuerst gebührt mein großer Dank für die Gnade der Berufung, die für den Menschen ein undurchdringliches Geheimnis ist und bleibt, für die Gnade, sich Ihm für immer weihen zu dürfen, denn zu diesem Schritt heranzureifen ist überhaupt nicht selbstverständlich. Ohne vorhergehende persönliche, tiefe Begegnung mit dem „Ja“ Gottes zu mir wäre es nicht möglich. Die ewigen Gelübde bedeuten auch, mich für immer in unsere Gemeinschaft einzugliedern.
Ein großes Geschenk ist für mich die Gemeinschaft mit den Schwestern Anna und Lucie, denn dieser gemeinsam gemachte Schritt in die Ewigkeit krönt unser gemeinsames Gehen, angefangen von den ersten Schrittchen auf dem Weg der Nachfolge Christi, und so dürfen wir einander Bestärkung und Aufmunterung sein.“
Sr. Anna: „Das Ablegen der ewigen Gelübde war der Gipfel meiner heurigen Exerzitien, in denen ich mich vertiefen konnte in der Erkenntnis der grenzenlosen Annahme Gottes. Die Gelübde waren also die Bestätigung dieser Annahme. Gleichzeitig sind sie für mich ein Anfang des weiteren Pilgerns und Hineinwachsens in das Geheimnis der Nachfolge Christi. Es ist ein Pilgern, ‚von mir zu Dir‘ – eine wunderbare Dynamik des inneren Lebens, das gerade zur Freiheit führt, die aus der Liebe Christi entspringt. Das größte Glück des Menschen ist, dass er immer mehr wie Christus liebt – darin erkenne ich die Bedeutung, wie Er zu sein!“
Sr. Lucie: „Ich staune über das ewige Interesse Gottes an mir. Dass ich darauf mit meinem ewigen „Ja“ antworten durfte, ist für mich ein unverdientes Geschenk. Es ist für mich ein Beweis der Zärtlichkeit Gottes und der Liebe Gottes zu mir.
Gleichzeitig ist es auch eine Aufgabe, denn meine Berufung ist nicht für mich. Der Herr will mich für sich, damit ich mit Ihm zu den anderen gehe, damit ich mit Ihm ihre Schmerzen berühre, damit ich zusammen mit Ihm ihre Schwachheiten habe und auch ihre Freuden teile. Und das ist nur möglich in der Kraft Seiner Liebe. Das kann nur durch Seine Gnade und gleichzeitig durch meine Mitarbeit mit ihr Wirklichkeit werden. Und so wünsche ich mir sehr, dass in mir anstelle meines Ich immer mehr Gott siegen möge.“